Als leidenschaftliche Kulturjournalistin habe ich über die Jahre gelernt: Social Media ist kein Selbstläufer, sondern ein Werkzeug, das sorgfältig eingesetzt werden muss, wenn man Leserinnen für Kulturtipps gewinnen will. Ich probiere immer wieder neue Formate aus, messe Reaktionen und passe meine Strategien an – nicht zuletzt, weil Kulturvermittlung online ganz andere Anforderungen stellt als eine gedruckte Rezension. In diesem Text teile ich meine Praxiserfahrungen und konkrete Tipps, wie du Social Media sinnvoll nutzen kannst, um ein interessiertes Publikum für Veranstaltungsempfehlungen, Buch- und Alben-Tipps oder Theaterempfehlungen zu gewinnen.
Verstehe dein Publikum – und sprich es persönlich an
Bevor du Inhalte planst, halte kurz inne und frage dich: Für wen schreibe ich meine Kulturtipps? Sind es eher lokale Theaterfans, experimentelle Musikentdecker*innen, oder Leser*innen, die literarische Empfehlungen suchen? Ich habe erlebt, dass eine klare Vorstellung der Zielgruppe die Auswahl der Plattformen und den Tonfall sofort schärft.
Auf Instagram etwa funktionieren visuelle Reize und prägnante Captions; auf Twitter (X) geht es um schnelle Meinungen und die Teilnahme an Debatten; auf Facebook erreichst du oft ein breiteres, lokal orientiertes Publikum, während LinkedIn sich für essayistische, kulturpolitische Betrachtungen eignet. Passe Sprache, Länge und Bildsprache an die Plattform und an deine Leserinnen an – und bleib dabei persönlich: Ein kurzer Satz wie „Ich war letzte Woche in diesem Stück und dachte sofort an…“ schafft Nähe.
Setze auf Serientypen und wiedererkennbare Formate
Ein Erfolgsrezept meiner Arbeit ist die Regelmäßigkeit. Leserinnen kehren zurück, wenn sie wissen, was sie erwartet. Entwickle Serienformate:
Ich nutze auf Instagram Carousel-Posts, um eine Empfehlung in Bild, kurzem Text und Zitat aufzubereiten. Auf Twitter mache ich daraus eine Thread-Serie mit Links und kurzen Beobachtungen. So bleibt der Arbeitsaufwand überschaubar und der Wiedererkennungswert hoch.
Erzähle Geschichten statt nur zu informieren
Kultur lebt von Kontext und Erzählungen. Statt nur Spielzeiten oder Release-Daten zu posten, erzähle kleine Geschichten: Was hat dich an diesem Stück überrascht? Welche Stimmung rief das Buch bei dir hervor? Eine persönliche Anekdote macht den Tipp nachvollziehbar und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Leserinnen neugierig werden.
Nutze Storytelling in verschiedenen Längen: Ein Instagram-Post kann eine Momentaufnahme sein, ein Blogartikel auf Generation Konji geht in die Tiefe und wird über Social Media mit einem prägnanten Teaser beworben. Ich verknüpfe oft den langen Artikel mit einem kurzen Reel oder einem Audioclip, damit Interessierte direkt einen Eindruck bekommen.
Nutze audiovisuelle Formate – kurz und konkret
Videos und Audio funktionieren besonders gut. Reels, TikToks oder kurze IGTV-Clips ziehen Aufmerksamkeit und werden häufiger geteilt. Meine Faustregel: 30–60 Sekunden für eine Empfehlung, 2–5 Minuten für ein Mini-Interview.
Einige praktische Beispiele:
Plug-ins und Tools wie Canva, InShot oder Adobe Premiere Rush erleichtern die Produktion. Für Audio nutze ich Audacity oder Descript, um kompakte, hörbare Ausschnitte zu erzeugen.
Interaktion: Fragen, Umfragen und Calls-to-Action
Social Media ist kein Bulletin Board; es lebt von Dialog. Ich stelle bewusst Fragen in meinen Posts: „Wem hat die Aufführung ebenfalls den Atem verschlagen?“ oder „Welche Platten haben euch dieses Jahr überrascht?“ Solche Aufrufe generieren Kommentare und bringen deine Beiträge in die Feeds anderer Nutzerinnen.
Nutze Story-Umfragen, Quiz-Features oder Countdown-Sticker für Veranstaltungen. Ein einfacher CTA wie „Mehr dazu auf unserer Seite – Link in Bio“ oder „Sag mir deine Meinung in den Kommentaren“ funktioniert oft besser als ein langer Appell.
Crossposting mit Bedacht und gute Link-Strategie
Vermeide stumpfes Crossposting. Passe jedes Posting an die Plattform an: denselben Inhalt in identischer Form zu teilen, wirkt lieblos. Stattdessen erstelle für jede Plattform ein passendes Teaser-Format und verlinke deutlich zur ausführlichen Kritik oder dem Veranstaltungskalender auf Generation Konji.
Nutze Linktrees oder direkte Links in Bio, setze UTM-Parameter, um Traffic zu messen, und poste in relevanten Gruppen und Hashtags – aber ohne Spam. Ich habe gute Erfahrungen mit sorgfältig ausgewählten Hashtags gemacht: eine Kombination aus breiten Hashtags (#Theater, #Literatur) und lokalen oder speziellen Tags (#BerlinTheater, #IndieMusik).
Kooperationen und Community-Building
Arbeite mit Programmkinos, Verlagen, Künstler*innen und kleinen Labels zusammen. Gastbeiträge, gegenseitiges Teilen oder kurze Takeovers bringen neue Leserinnen und stärken die Beziehung zu Akteur*innen der Szene. Ich habe einmal einen Instagram-Takeover mit einer Theaterregisseurin gemacht – das brachte viele neue Abonnentinnen und wertvolle Einblicke.
Baue langfristige Beziehungen auf: Antworte auf Kommentare, danke für Hinweise und zeige Wertschätzung gegenüber Empfehlerinnen. Eine engagierte Community wird dir Inhalte abnehmen, teilen und weiterempfehlen.
Analysiere, was funktioniert – und passe an
Nutze Insights (Instagram, Facebook, X) und Google Analytics, um zu sehen, welche Beiträge Traffic auf die Seite bringen und welche Interaktionen erzeugen. Manchmal überraschen mich kleine Posts mit großer Reichweite; andere, aufwendig produzierte Videos bleiben unsichtbar. Lerne daraus und investiere deine Zeit dort, wo die Wirkung am größten ist.
Ein letzter praktischer Tipp: Erstelle einen einfachen Redaktionsplan (z. B. in Google Sheets) mit Content-Ideen, Deadlines und Zuständigkeiten. Das hilft, regelmäßig zu posten und dennoch flexibel zu bleiben.